Der große Gärtner gibt nicht auf

Immer wieder die gleiche Arbeit: säen, Unkraut jäten, düngen, gießen, Erde lockern und – wenn alles gut geht – ernten. Auch beim Hobbygärtnern geht das so. Das kommt inzwischen auch bei jungen Familien immer mehr in Mode, und mancher Balkon grünt und blüht wunderbar. Wer einmal seine Liebe zum „Grünzeug“ entdeckt hat, kommt so schnell nicht davon los. Für manchen ist es regelrecht eine Therapie, in Geduld zu lernen.
Meine Ungeduld hat mal einer Steppenkerze das Leben gekostet. Ich habe immer wieder nach dem ersten Trieb geschaut und mit dem Finger gekratzt, ob ich nicht schon etwas sehe. Das war's! Diese traumhaft schöne Pflanze hat es übel genommen und nicht getrieben. Ich habe diese wunderschöne Pflanze schlichtweg zerstört. Fazit: Man kann eben nur unterstützen – aber nicht hervorziehen. Und es kann nur das wachsen, was der Samen hergibt. Wer Sonnenblumen sät, kann nicht erwarten, dass Löwenmäulchen wachsen, Kartoffeln kommen nicht aus Weizenkörnern. Wer Ungerechtigkeit ausstreut, wird vergeblich auf Gerechtigkeit hoffen, wer Unfrieden sät, wird Hass ernten und nicht Frieden und Liebe.
Es passt in das biblische Bild des Textes, immer wieder von neuem den Boden vorbereiten, damit Gott Gerechtigkeit regnen lassen kann, die dann auch Wurzeln schlägt. Der große Gärtner gibt nicht auf, Gerechtigkeit als Samen auszuteilen. Darum kümmern müssen wir uns, dann können wir auch ernten trotz manchem Unwetter.


Carmen Jäger