Anfang des Jahres sprach ich nach dem Gottesdienst mit einem Pfarrer auf den ich im Rahmen meines Organistendienstes gelegentlich treffe. Er ist ein Hüne von Mensch mit sonorer Bassstimme, sicher knapp 2m groß und „gut gebaut“. Nach den üblichen Neujahrsthemen begann er davon zu erzählen, dass er in zwei Chören mitsingt und es sich gar nicht vorstellen kann, ohne das Singen sein zu können. Je länger er vom Singen erzählte (richtiger wäre: schwärmte), desto mehr fingen seine Augen an zu strahlen. Für mich war es einfach nur schön anzusehen, wie glücklich er in diesem Moment wirkte.

Und ich konnte feststellen, wie sehr er mir aus der Seele sprach: Egal, wie gut oder schlecht ein Tag gelaufen ist, bringt mich das Singen immer wieder ins Lot. Nach Übermut und in großer Freude wirkt es ausgleichend, zuweilen beruhigend. In Angst und Sorge lenkt es ab und gibt Kraft. Alles in mir wird angesprochen, Körper und Seele werden bewegt. Das Heraussingen der Töne befördert förmlich die schlechte Laune mit hinaus. Und das tiefe Einatmen erfrischt mich von Innen heraus. Ja, es ist so: Singen macht glücklich. Und dabei kommt es so gar nicht auf die Qualität des Gesangs an, sondern nur auf das ganz eigene Gefühl dabei. Es kommt auch nicht darauf an, ob ich allein vor mich hin singe oder in einer Gruppe. Allerdings bietet das regelmäßige gemeinsame Singen durchaus noch weitere Möglichkeiten für Glücksgefühle. Aber auch das morgendliche Singen unter der Dusche machte ja keiner, wenn es nicht gut täte – genauso wie die Töne, die man im Auto so vor sich her trällert ihre Wirkung nicht verfehlen. Also: Wenn Sie auf der Suche nach einem völlig legalen Doping sind, das Sie rezeptfrei und kostenlos genießen können – dann ist Singen genau das Richtige!

Monika Scharfe