Tempel - Kirche - Gottes Haus : Das kannst auch du sein!

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Die Kirche als Gemeinschaft gibt es, weil Gott selbst auf uns Menschen zugeht und die Distanz überwindet. Diese Bewegung will Gott mit der Kirche fortsetzen.
So interessant beschreibt es jedenfalls eine der erzählerischen Hauptlinien in der Bibel:
Gott kommt immer näher und nimmt schließlich Wohnsitz unter den Menschen. Die vollständige Gemeinschaft von Gott mit den Menschen ist das Ziel und wäre dann eine erlöste Welt.
Das Nahekommen wird als Schekina Gottes (hebräisch für "Wohnstatt nehmen") bezeichnet. Die Nähe ist wie ein spürbarer Glanz, eine wahrnehmbare Präsenz. Zuerst lässt sich diese Kraft im Namen erfahren, den Gott Mose nennt: „Ich bin dabei!“, dann in den Geboten als Lebensweisung. Die Schekina zieht mit dem wandernden Gottesvolk mit und wohnt im Zelt der Bundeslade mit den Geboten. Bei den sesshaft Gewordenen nimmt Gott schließlich im Tempel Wohnstatt. Das ist übrigens nicht Gottes Idee. Es geschieht, weil Menschen das so brauchen, weiß die Bibel zu berichten.
Zugespitzt wird dieser Erzählstrang durch Jesus. Die Kraft Gottes wohnt in ihm. Das erkennen die Einen, und das bekämpfen die Anderen zu seiner Lebenszeit. Als Christen sehen wir uns durch Jesus einbezogen in die Bewegung Gottes, unter den Menschen zu wohnen. Und wir machen dies über das jüdische Denken hinweg an der Person Jesu fest. Die vollständige Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch in ihm und durch ihn für uns schon jetzt eröffnet.


Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? (1. Kor 3,16)

Näher bei Menschen wohnen als in uns drin kann Gott ja nicht. Der Satz gehört zu einer Bibelstelle, die nahelegt, dass wir darum auch mit unserem Körper gut umgehen sollen.

Überlegenheitsgefühle anderen gegenüber und Selbstvergötterung hingegen wären falsch.
Wenn etwas von Gott in mir wohnt, dann bleiben Körper und Geist in der Bewegung auf andere zu. Wo bin ich selbst ein Mensch, durch den andere die Nähe Gottes spüren können? Kein heiliger Schauer ist nötig, sondern das Hinsehen und Handeln dort, wo Jemand Beistand braucht, eine Türöffnerin für einen neuen Weg, einen Rechtsbeistand, eine Kraftgeberin, einen Nothelfer, eine Zuflucht, einen Platz am Tisch.
Darum gibt es viele Handlungsfelder in der Gesellschaft, an denen Kirche sich beteiligt. Und gerade auch durch einzelne Menschen, durch die in ihrer Arbeit etwas aufleuchtet von der Liebe und Zuwendung und Gegenwart Gottes. Und oft geht das ganz ohne fromme Sprüche.


Ursula Trippel

 

Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, aber der Herr allein gibt, daß es fortgehe. Sprüche 16,9