Drucken

Endorphine – Das ist wohl die häufigste Antwort die Menschen geben, wenn man sie fragt, was aus wissenschaftlicher Sicht glücklich macht. Doch spielen die Glückshormone wirklich eine Rolle in der Glücksforschung?

Um das Glück wissenschaftlich zu betrachten, muss man zunächst einmal unterscheiden zwischen dem momentanen Glück, zum Beispiel wenn man die S-Bahn gerade noch erreicht, und dem individuellen Lebensglück, welches von Forschern häufig auch als Lebenszufriedenheit bezeichnet wird und nicht einfach mess- und vergleichbar ist. Das momentane Glück hingegen bestimmen wirklich die Endorphine, welche sich auch leicht messen lassen. 

Interessanter wird es, wenn man versucht, das Glück eines Einzelnen zu bestimmen oder gar einen Glücksindex auf Länderebene entwickelt. Die Vorgehensweisen dafür unterscheiden sich grundlegend. Die wahrscheinlich bekannteste Studie, der World Happiness Report, welcher regelmäßig nordeuropäische Länder zu den glücklichsten der Welt ernennt, beruft sich hauptsächlich auf Umfrageergebnisse zu Themen wie Einkommen, Entscheidungsfreiheiten und Gesundheit sowie Arbeitsbedingungen und politische Lage. Andere Statistiken, wie zum Beispiel das Projekt World Value Survey, halten soziale Umstände für wichtiger als den materiellen Wohlstand. Zu diesem Ergebnis kam auch eine Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages im Jahr 2013.

Wenn man nun das Glück eines Einzelnen bewerten will, wird es ein wenig komplexer, zwar kann man jeden auf einer Skala von 0 bis 10 einschätzen lassen, wie glücklich er oder sie ist (in Deutschland durchschnittlich 7), allerdings sind diese Werte sehr subjektiv und nicht unbedingt vergleichbar. Der Psychologe Abraham Maslow hat eine Bedürfnishierarchie entwickelt, welche die Faktoren Grund-, Sicherheits- und soziale Bedürfnisse, sowie Individualbedürfnisse und das Bedürfnis der Selbstverwirklichung umfasst. Sobald das erste dieser Bedürfnisse teilweise gestillt ist, rückt das zweite in den Vordergrund bis hin zur Zufriedenheit. Erst bei Selbstverwirklichung kann man dann von einem glücklichen und erfüllten Leben sprechen.

Andere Wissenschaftler vertreten die Ansicht, Glück sei zu 50% genetisch veranlagt, sowie zu 40% von Kindheitserlebnissen abhängig, ein Teil der nur schwer verändert werden kann. Lediglich 10% sind demnach von der Lebenssituation und subjektivem Empfinden abhängig. Einige Forscher gehen sogar so weit zu sagen, jeder habe einen festgelegten Glückswert, auf welchen er nach kurzen Momenten der Euphorie automatisch zurückfalle und der im Laufe des Lebens zunächst abnimmt und ab 60 Jahren wieder auf den Wert steigt, den er in der Jugend hatte.

Die Forschung ist also noch weit entfernt von einer einheitlichen Glücksformel, sollte es diese überhaupt geben. Vielleicht ist es ja besser, wenn man einfach nur versucht, glücklich zu sein, ohne sich mit anderen zu vergleichen und auf seine persönlichen Wünsche und Bedürfnisse eingeht, ohne viele Gedanken darauf zu verschwenden, wie glücklich man ist.

*Gideon Mohr