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Nach bis dahin schon vielen unvergesslichen Eindrücken in Island kommen wir nach Djupivogur, einer kleinen Kommune mit 350 Einwohnern an der Südostküste. Hier wollen wir drei Tage Zwischenstopp einlegen – als hätten wir es geahnt. Auf dem Ortsschild befindet sich ein uns unbekanntes Logo mit einer orangefarbenen Schnecke und darunter der Schriftzug „cittaslow“. Nachdem dieses Logo uns an verschiedenen Stellen im Ort begegnet, wollen wir wissen, was es damit auf sich hat. In diesem kleinen Ort am Ende der Welt scheint die Zeit doch sowieso stehen geblieben zu sein – wozu da noch eine Schnecke als Symbol der Langsamkeit?

Der Blick in eine Broschüre aus der Touristeninformation gibt Aufschluss. Der Leitgedanke von cittaslow: „Halte ein, genieße das Leben, Tempo muss kein bestimmender Teil des Alltags sein“. Das gibt uns zu denken. In dieser überwältigenden Natur, in der Stille und Einsamkeit endloser Landschaften, in der niemand auf den Gedanken kommt, rasen zu müssen, entscheiden sich Menschen, bekennt sich eine Kommune bewusst zu einer entschleunigten Gesellschaft, zu Gastfreundschaft – auch das gehört zu cittaslow - und besinnt sich auf regionale Kultur und Arbeitsmethoden. Zeit erscheint als Geschenk, das sich jeder selbst machen kann und damit eröffnen sich Chancen, innezuhalten, eigene Ressourcen zu entdecken oder wiederzuentdecken. Eine Urlaubserfahrung, die auch über den Urlaub hinaus tragen kann.

Erich Lenk