Der Gottesdienst ist vorbei. Man geht raus, und am Ausgang steht eine Person mit einem „Klingelbeutel“, in den Geld für einen vorher bekannt gegebenen Zweck gesammelt wird. In der Regel wird dieser Zweck zweimal im Monat von der Synode für alle Kirchengemeinden verbindlich festgelegt. Für die anderen beiden Sonntage kann der Kirchenvorstand einer Gemeinde den Zweck selbst bestimmen. Und dann hängt da noch so ein kleines, unscheinbares Kästchen im Ausgang. Auch dieses ist für Münzen und Scheine. Das irritiert oder überrascht einige. Hat die Kirche nie genug?
Die Kollekte ist das älteste christliche Solidarsystem. Schon der Apostel Paulus hat in den besser gestellten Gemeinden für die ärmeren Gemeinden gesammelt und dafür gesorgt, dass es einen „Finanzausgleich“ gab zwischen den Gemeinden. Heute ruht dieser Ausgleich auf zwei Säulen: der Kirchensteuer und den Kollektenmitteln. Was so bürokratisch klingt, hat einen tiefen Grund im Glauben selbst: das Teilen mit Schwächeren, die Solidarität untereinander und mit Bedürftigen, die am Rand leben, ist von Beginn an christliche Praxis als Fortsetzung des Handelns Jesu. Dazu gehört auch das Stärken der Gemeinschaft vor Ort, damit sie für andere das sein kann, was sie vom Glauben her sein soll: Eine Herberge, ein Gastraum der ewigen Güte Gottes in der Zeitlichkeit. Ein Ort der Geborgenheit und der Hoffnung, die Kraft zum Handeln gibt.
Und genau dafür ist das kleine Kästchen am Ausgang: dort kann man unabhängig von der Zweckbestimmung des „Klingelbeutels“ Geld einwerfen, damit diese Kirche als Ort noch lange erhalten werden kann.
U.Trippel